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Bertrand Russell

Logiker, Nobelpreisträger, Philantroph

Bertrand Russell war ein britischer Mathematiker, Philosoph und Nobelpreisträger. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der mathematischen Logik. Zeit seines Lebens engagierte er sich im politischen und gesellschaftlichen Bereich, auch als dies negative Folgen für seine berufliche Karriere bedeutete. Er verfasste außerdem gemeinsam mit Alfred N. Whitehead die Buchreihe Principia Mathematica, mit der sie versuchten, die gesamte Mathematik mit Hilfe der Logik von einigen wenigen Axiomen abzuleiten.

„Das Wesen der Mathematik liegt in ihrer Freiheit“ — Bertrand Russel

Inhalt

Kindheit und Studium in Großbritannien

Bertrand Russell wurde am 18. Mai 1872 in Wales als Sohn einer einflussreichen Familie in Großbritannien geboren. Seine Eltern verstarben beide, bevor er drei Jahre alt wurde. So wuchs er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Frank bei seinen Großeltern in London auf. Bald verstarb auch Russells Großvater, sodass sein größter Einfluss während seiner Kindheit und Jugend seine Großmutter blieb.

Während dieser Zeit wurde er hauptsächlich von Privatlehrern unterrichtet. Obwohl er keinen formellen Schulabschluss hatte, erhielt er 1890 ein Stipendium vom Trinity College in Cambridge, wo er schließlich Mathematik studierte. Dort lernte Russell unter anderem Alfred N. Whitehead kennen, mit dem er sein Leben lang befreundet blieb.

Erste Lehraufträge

In den folgenden Jahren erhielt Bertrand Russell diverse Lehr- und Forschungsaufträge von den Universitäten von London, Cambridge und Paris. 1900 besuchte er den Internationalen Mathematikerkongress in Paris, auf dem David Hilbert seine berühmten 23 offenen Probleme präsentierte. Russell war vor allem vom italienischen Mathematiker Giuseppe Peano nachhaltig beeindruckt und begann, dessen Arbeiten zu studieren.

Die Principia Mathematica

1903 schließlich veröffentlichte Russell gemeinsam mit Whitehead die dreibändige Principia Mathematica, die man hier online nachlesen kann (Quelle: Fair-Use Repository). Mit diesem Werk versuchten sie, mit Peanos Methoden die Mathematik auf wenige Axiome aufzubauen. Der letzte Teil der Reihe erschien erst 1913.

Das Deckblatt von Russells berühmter Schrift

Russellsche Antinomie und der Erste Weltkrieg

Eines der wohl berühmtesten Paradoxon der Mathematik ist die Russellsche Antinomie von 1918, auch bekannt als das Barbier-Paradoxon:

Der Barbier rasiert genau alle, die sich nicht selbst rasieren. Wer rasiert nun den Barbier?

Ausgehend von diesem scheinbaren Widerspruch entwickelte Russell eine neue Art der Mengenlehre, und zwar die Typentheorie. Diese wurde später durch die noch heute genutzte Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre abgelöst. Während seiner Zeit als Fellow in Cambridge (1910 - 1916) lehrte Bertrand Russell Logik und Mathematik am Trinity College. Dort lernte er auch Ludwig Wittgenstein kennen und zwischen beiden begann ein reger Austausch.

Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Russell politisch sehr aktiv. So setzte er sich seit 1914 aktiv für den Frieden und eine gewaltfreie Lösung der innereuropäischen Konflikte ein. Außerdem engagierte er sich für soziale Gerechtigkeit und bekennt sich zum Pazifismus. Wegen eines von ihm verteilten Flugblattes verbringt Russell 1916 sechs Monate im Gefängnis und verliert aufgrund seiner Verurteilung seine Stelle in Cambridge.

Politische Aktivitäten und der Zweite Weltkrieg

Im Laufe der Zeit beschäftigte sich Bertrand Russell immer mehr mit Politik und Philosophie. 1927 gründete er außerdem die Beacon Hill Schule für seine zwei Kinder Kate und John, da er mit dem vorhandenen Bildungsangebot unzufrieden war. Während dieser Zeit veröffentlichte Russell mehrere Arbeiten zur Pädagogik, Philosophie und Physik. Besonders berühmt ist auch seine Schrift Warum ich kein Christ bin (1927, den vollständigen Aufsatz gibt es hier), in der er das Christentum und seine Haltung dazu erörterte. Auch wenn Russell oft als Atheist oder Agnostiker bezeichnet wurde, hielt er sich selbst für einen Skeptiker.

1939 verlässt Russell Europa und nimmt eine Stelle an der Universität von Los Angeles an. Seine Professur wird ihm dort allerdings wegen heftigen Protesten von Christen entzogen. Russells neutrale bis ablehnende Haltung zur Religion und dem Konzept einer Kirche, die er in seinem Buch Ehe und Moral zum Ausdruck brachte, wurde als Inkompetenz interpretiert.

„Die Religion stützt sich vor allem und hauptsächlich auf die Angst“

— Bertrand Russel, Warum ich kein Christ bin

Der Zweite Weltkrieg und der Einsatz der Atombombe beeinflusste Bertrand Russells Haltung zu Kriegshandlungen nachhaltig. Er hielt einen präventiven Krieg gegen die Sowjetunion für sinnvoll, wollte einen Dritten Weltkrieg allerdings verhindern. 1944 kehrte Russell zurück nach Cambridge.

Ein Literaturnobelpreis für Bertrand Russell

Obwohl Russell jahrelang stark für seine literarischen Werke wie Ehe und Moral kritisiert wurde, erhielt er 1950 für seine Schriften den Literaturnobelpreis. Auch danach setzte er sich weiterhin kritisch mit Philosophie, Ethik und den Wissenschaften auseinander. So verfasste er 1955 gemeinsam mit Albert Einstein und vielen anderen das Russell-Einstein-Manifest, das an die Verantwortung der Wissenschaftler für die Folgen ihrer Arbeit appellierte.

Bertrand Russell setzte auch sein politisches Engagement fort: Er agierte während des Kalten Krieges als Vermittler zwischen verschiedenen Staatschefs. Im Russell-Tribunal untersuchte er ab 1966 gemeinsam mit Jean Paul Satre amerikanische Kriegsverbrechen aus dem Vietnamkrieg. Im hohen Alter noch setzte er sich für die atomare Abrüstung ein.

1970 starb Bertrand Russell im Alter von 97 Jahren in Wales. Er verfasste eine Autobiografie, die nach seinem Tod in drei Bänden erschien. Russell heiratete insgesamt viermal und wurde 1908 Mitglied der Royal Society.

Video:

Ein Interview der BBC von 1959 in drei Teilen

Zum Weiterlesen:

Unsere Empfehlung für Sie:

Logicomix: Ein Buch über Logik und Betrand Russel

In der 2009 erschienenen Graphic Novel „Logicomix“ begibt sich Bertrand Russell auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei erforscht er die Grundlagen unseres Denkens, die Logik unserer Sprache und Bedeutung der Wahrheit in der Gesellschaft.

Das Buch belegte im Oktober 2009 Platz 1 der „Best Seller“-Liste der New York Times (siehe nytimes.com) und ist bei vismath für 24,95 € erhältlich.

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Schlagworte
Bertrand Russell
Logik
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