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Fields-Medaille 2014 verliehen

Vier Preisträger – zum ersten Mal eine Frau unter den ausgezeichneten Mathematikern

Im Rahmen des Internationalen Mathematiker-Kongresses ICM (icm2014.org) wurden auch die Fields-Medaillen vergeben. Dieser Preis ist einer der höchsten Auszeichnungen in der Mathematik und wird nur alle vier Jahre an zwei bis vier Mathematiker vergeben.

In diesem Jahr wurden vier außergewöhnliche Mathematiker geehrt und zum ersten Mal in der Geschichte des Preises ging eine Medaille auch an eine Frau. Hier möchten wir nun kurz die Fields-Medaille und die aktuellen Preisträger vorstellen.

Die Fields-Medaille

Die Fields-Medaille wurde 1936 zum ersten Mal verliehen und ist nach dem ehemaligen Präsidenten des ICM, John Charles Fields, benannt. Da der ICM-Kongress alle vier Jahre stattfindet, werden auch die Fields-Medaillen in diesem Rhythmus vergeben.

Durch anonyme Spenden wird seit 1966 ermöglicht, dass bis zu vier Mathematiker ausgezeichnet werden können. Das Preisgeld beträgt aktuell 15.000 kanadische Dollar (ca. 10.000 Euro). Zusätzlich erhalten die Gewinner eine echt goldene Medaille, auf der sein Name eingeprägt ist.

Fields Medaille: Vorderseite
Fields Medaille: Rückseite

Die Fields-Medaille

Die Preisträger 2014

Diese Informationen zu den Preisträgern und ihren Arbeiten haben wir aus der Pressemeldung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (dmv.mathematik.de) entnommen.

Artur Ávila

Artur Avila, Fields-Medaille 2014

„Artur Ávila aus Brasilien beschäftigt sich mit dynamischen Systemen, also Systemen, die sich aus einem Anfangszustand heraus entwickeln, wobei die Entwicklung nur vom Anfangszustand, nicht aber vom Anfangszeitpunkt abhängt. Physikalische Systeme wie schwingende Pendel oder die Bewegung von Planeten im Raum sind typische Beispiele. [...]

Ávila löste zusammen mit Svetlana Jitomirskaya ein bekanntes Problem aus der theoretischen Physik, das so genannte 10-Martini-Problem von Barry Simon und Mark Kac.“

Maryam Mirzakhani

Maryam Mirzakhani, Fields 2014

„Maryam Mirzakhani ist die erste Frau, die eine Fields-Medaille erhält. Sie ist eine Doktortochter von Curtis McMullen (Fields-Medaille 1998).

Die Iranerin, derzeit an der Stanford University, USA, beschäftigt sich mit algebraischer Geometrie und Topologie und ist offenkundig fasziniert davon, mathematische Objekte aus recht unterschiedlichen mathematischen Richtungen zu betrachten: In ihrer Doktorarbeit studierte sie etwa Eigenschaften hyperbolischer Flächen mit Hilfe von Modulräumen von Kurven, wobei sie Methoden aus der hyperbolischen Geometrie, aus der Theorie automorpher Formen und aus der symplektischen Geometrie verwendete. So bewies sie unter anderem eine Rekursionsformel zur Berechnung der Weil–Petersson-Volumina von Modulräumen von Riemannflächen und lieferte einen neuen Beweis für die Witten-Vermutung über Korteweg–de Vries-Rekursionen über Schnittzahlen in Modulräumen.“

(Bildquelle)

Martin Hairer

Martin Hairer, Fields-Medaille 2014

„Der Österreicher Martin Hairer erforscht - momentan an der Warwick University, England - die Theorie stochastischer partieller und nicht-partieller Differentialgleichungen. Solche Differentialgleichungen kommen in der Physik an vielen Stellen vor, unter anderem zur Beschreibung von Flüssen und Strömungen. „Stochastisch“ heißen sie, weil zufällige Kräfte eine Rolle spielen – man denke an das Mischen von Milch und Kaffee in einer Kaffeetasse, die umgerührt wird.

Hairer veröffentlichte in den „Annals of Mathematics“ ein neues Lösungsverfahren für die Kardar–Parisi–Zhang (KPZ)-Gleichung, eine in der Physik wichtige nichtlineare stochastische partielle Differentialgleichung.“

Manjul Bhargava

Manjul Bhargava, Fields-Medaille 2014

„Manjul Bhargava, Princeton University (USA), ist ein Doktorsohn von Andrew Wiles, der seinerseits mit dem Beweis der Fermatschen Vermutung berühmt wurde.

Der Kanadier indischer Abstammung arbeitet auf dem Gebiet der Zahlentheorie und wurde mit einer Serie von vier Arbeiten in den „Annals of Mathematics“ bekannt, in denen er die Komposition binärer ganzzahliger quadratischer Formen verallgemeinerte. Binäre quadratische Formen sind Polynome in zwei Variablen x und y, die so aussehen: f(x,y) = ax² + bxy + cy². Wenn die Koeffizienten a, b und c ganze Zahlen sind, spricht man von ganzzahligen binären quadratischen Formen. Solche Objekte sind Klassiker der Zahlentheorie: Schon im 19. Jahrhundert hatte Carl Friedrich Gauss (1777-1855) in Sektion V seiner berühmten „Disquisitiones Arithmeticae“ von 1801 ein Verfahren entwickelt, solche Formen zu zerlegen und zu klassifizieren, geleitet von der Grundfrage, für welche Zahlen x und y die Form f(x,y) eine ganzzahlige Lösung hat (man spricht dann davon, dass die Form diese Lösung „repräsentiert“).

Manjul Bhargava erarbeitete Verfahren, Formen höherer Ordnung (also mit größeren Exponenten in den Polynomen als 2) ähnlich zu zerlegen, wie es Gauss für die quadratischen Formen getan hatte, und er beschrieb diese Verfahren obendrein durch eine allgemeine Theorie.“

Wir gratulieren allen Preisträgern!

Die komplette Pressemeldung finden Sie hier: https://dmv.mathematik.de/index.php/aktuell-presse/internationale-preise/fields-medaillisten-innen.

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